MAGICAL MYSTERY DREAM
frei nach Luigi Pirandellos „Die Riesen vom Berge“ und
inspiriert von dem Album „Magical Mystery Tour“ der Beatles
Idee und Bearbeitung: Peter Kratz
INSZENIERUNG: Peter Kratz
MUSIK/AUFTRAGSKOMPOSITION: John King (New York)
BÜHNE: Enno Craiss
PUPPEN-/FIGUREN- UND MASKENBAU: Luise Wolff
KOSTÜMBILD: Anja Müller
BESETZUNG: Sergej Czepurnyi, Bernhard Linke, Katharina Shakina, Claudia Roick, Josephine Tancke
KONZEPTION/INHALT
Was macht Luigi Pirandello (1867-1936) als Dramatiker so modern? Wie mit einem Brennglas beleuchtet er die großen Fragen nach der Einheit des Ich, nach Schein und Wirklichkeit und Bewusstsein. Gerne zündet er dabei inmitten von Tragischem und Komischem ein humoristisches Feuerwerk. 1934 erhält Pirandello den Nobelpreis für Literatur. Sein letztes Werk, Die Riesen vom Berge, fasziniert selbst als Fragment durch visionäre Kraft und die Pirandello-typische Ambivalenz, in der wir uns seltsam heimisch und entwurzelt zugleich fühlen.
Als Steilvorlage für den Theatersommer erweisen sich Motive wie das Spiel im Spiel, die Spiegelungen von Kunst und Leben, bewegende Träume und eine grenzenlos blühende Fantasie. So bilden Die Riesen vom Berge eine vielschichtige Grundlage, auf der sich nach allen Regeln der Kunst ein ergreifend-heiteres, dunkel funkelndes Drama voller Selbstironie entfaltet: ein Masken-, Menschen- und Figurentheater, durchwoben von Bühnenmagie, erfüllt von unbedingtem Freiheitsgefühl und wohltuender Gartenluft. Ins Schwingen gebracht wird diese Varietéwelt nicht zuletzt durch die Songs der Beatles – die überraschend und neu interpretiert durch den Theatergarten touren.
Irgendwo abgelegen im Wald betreibt der Magier Cotrone eine Art Geisterhaus. Bewohnt wird seine „Villa Missgeschick“ von einem bunten Völkchen aus „Pechvögeln“, die sich von der realen Welt in mystische Sphären zurückgezogen haben. Als eines Tages eine erschöpfte, abgewirtschaftete Theatertruppe bei der Villa ankommt, nimmt Cotrone die Schauspieler bei sich auf. Das anfängliche Misstrauen zwischen den beiden Lagern verfliegt, man entdeckt Gemeinsamkeiten. Die Leiterin des Theaters, „Gräfin“ Ilse, ist beseelt von dem Wunsch, mit der Compagnie endlich ihr Herzensstück aufführen zu können: das Werk eines jungen Dichters, der sich aus unglücklicher Liebe zu Ilse einst das Leben genommen hat. Theatralische Fantasie bricht sich Bahn, die Lust an Kostümen, Masken und Verkleidung erobert die Bühne. Meister Cotrones Zaubereien und Effekte tun ein Übriges. Kann es gelingen, der Welt den Stempel der Poesie aufzudrücken? Mit purer Energie, mit Wille und Vorstellung schickt sich die Truppe an, alle materiellen Mängel vergessen zu machen. Doch die Magie erweist sich als immer eigenmächtiger: Wer bestimmt das Geschehen, und wer braucht hier wen? Vorhang auf für die Imagination!
PRESSESTIMMEN
Innovativ und zugleich fesselnd
„Immer wieder erfindet Kratz sein Theater ein kleines Stück weit neu und , um es vorwegzunehmen, er findet auch immer wieder, so auch an diesem Premierenabend, sein Publikum, das freudig und gebannt den neuen Pfaden folgt. (…) Eine stringente, stets weiterstrebende Inszenierung, die mit vielen fantasievollen Beigaben höchst unterhaltsam ist, aber nie verharrt, sich nie wiederholt so die Zuschauer fortwährend beschäftigt. Und so sitzen die Premierenzuschauer gebannt und verfolgen das bunte Treiben auf der Bühne, das immer wieder neue Wendungen nimmt, neue Überraschungen bereithält, und doch bei aller Komplexität nachvollziehbar bleibt. Das ist der Verdienst einer Inszenierung, die rundherum schlüssig und gelungen mit ihren mannigfaltigen Möglichkeiten spielt. (…) Man braucht schon die bekannt ausufernde Fantasie von Peter Kratz, um hier Kurs zu halten, den Ton zwischen Mystik, dem Traum, der Realität und der surrealen Fiktion genau zu treffen. Und Kratz kann das, vor allem wenn er die richtigen Schauspieler dafür hat, wo wie es hier der Fall ist.
Sichtbar neu ist, dass Kratz hier mit Puppen und Masken arbeitet. (…) Auch die Musik, hier mit Beatles-Songs, ist geschickt in das Geschehen integriert, so dass sie nicht einfach Beiwerk oder Begleitung sind, sondern zum Fortgang der Handlung wichtige Aspekte beitragen. (…) John King hat das wunderbar gemacht. Man erkennt sie noch, aber durch feine Änderungen an den Arrangements, dem Tempo und der Instrumentierung bekommen sie ein Eigenleben, dass eher dem Stück zugeneigt ist als der nostalgischen Wiedergabe.“ – Ludwigsburger Kreiszeitung / Arnim Bauer –
Schräge Kostüme – beeindruckende Puppen – Beatles Songs
„In einer Villa des Magiers Cotrone (Bernhard Linke) leben Außenseiter der Gesellschaft, und ihnen nähert sich eine abgehalfterte fünfköpfige Schauspielertruppe, die auf Markt- und Dorfplätzen auftreten muss (schön-schräge, zeitlose Kostüme: Anja Müller). Die Mimen-Chefin (wunderbar pathetisch-übererregt: Claudia Roick) würde gerne ein Stück eines ihr dereinst erotisch verbundenen Dichters aufführen, der sich das Leben genommen hat. Jene Villenbewohner sind bloß als jene Puppen präsent, die Luise Wolff eindrucksvoll gestaltet hat. Die Beatles-Songs (Cover Songs: John King), sehr nett live als Solo oder im Chor auf der Bühne präsentiert, unterstreichen das seltsame Bühnengeschehen. „Nothing is real“ heißt es in „Strawberry Fields Forever“. “ – Stuttgarter Nachrichten –
Ein vielschichtiges Stück über Fiktion, Wirklichkeit und Wahrheit
„In einer Villa des Magiers Cotrone (Bernhard Linke) leben Außenseiter der Gesellschaft, und ihnen nähert sich eine abgehalfterte fünfköpfige Schauspielertruppe. Pirandellos Text (…) Locker in Szene gesetzt von Peter Kratz (…) besticht mit höchst anregenden Reflexionen. „Keiner von uns ist in dem Körper, den der andere sieht.“ Was für ein Satz, der in unsere Gegenwart einschlägt. (..) In Ludwigsburg ist Theater im Freien vor dem immer währenden, beruhigenden Grün hinter der Bühne so immer wieder komisch, aber auch noch alles Mögliche sonst, etwa anregend und vergnüglich.“ – Stuttgarter Zeitung –
Bildvergrößerung: Foto anklicken und über re/li Pfeil weiter
ZUSCHAUERZAHLEN
2022: 2.159 Zuschauende
Plakatmotiv: © R. Crassie